Bonität

Oliver S.
29.03.2023, 09:17
5 min

Bonität: was ist das?

Die Bonität ist ein anderer Begriff für die Kreditwürdigkeit und damit die Zahlungsfähigkeit einer Person, eines Wertpapiers, eines Staates oder einer Institution. Die Bonität, die meist in Form eines Indexes angegeben wird, gibt die Wahrscheinlichkeit an, einer Zahlungsverpflichtung termingerecht nachzukommen. Aber auch die Zahlungswilligkeit spielt bei der Ermittlung des Bonitätsindex eine Rolle. 

Es geht darum, sicherzustellen, dass es nicht zu einer Überschuldung eines Kreditnehmers kommt (oder gekommen ist) und das Ausfallrisiko für den Kreditgeber so gering wie möglich ist. 

Wichtig ist die Bonität in vielen Bereichen. Die Bonität von Staaten bestimmt am Ende den Zinssatz für ausgegebene Staatsanleihen, die Bonität eines Emittenten von Wertpapieren die Sicherheit der Käufer. Im privatwirtschaftlichen Bereich ist die Bonität eines Individuums bei der Vergabe von Krediten, Darlehen oder Hypotheken entscheidend. 

Selbst, wenn man eine Küche auf Raten kaufen möchte, wird der Händler zunächst die Bonität des Käufers prüfen, um seine Ansprüche bestmöglich zu sichern. Bei einem Bankkredit bedeutet ein schlechter Bonitätsindex nicht unbedingt die Ablehnung des Kredits, jedoch in jedem Fall höhere Zinsen. 

Abgrenzung der Begriffe: Kreditwürdigkeit, Zahlungsfähigkeit und Zahlungswilligkeit

Unter der Kreditwürdigkeit versteht man das Ausfallrisiko. Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie die Rückzahlung Ihrer Schulden nicht bedienen können. Zur Einschätzung dieses Risikos wird im Normalfall der Bonitätsindex bei der Zentralstelle für Kreditinformation (ZEK) oder einer privaten Auskunftei eingeholt. 

Die Zahlungsfähigkeit bezieht sich auf ihren aktuellen finanziellen Status. Sehr einfach ausgedrückt: Wie viele Einnahmen und wie viele Ausgaben haben Sie? Und ist die Differenz gross genug, um die Raten zu bedienen. 

Die Zahlungswilligkeit drückt aus, ob jemand bereit ist, den Verpflichtungen regelmäßig nachzukommen oder die Differenz aus Einnahmen und Ausgaben lieber für andere Dinge auszugeben.

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Wodurch wird die Bonität einer Person beeinflusst?

Im Grunde geht es darum, festzustellen, wie gross Ihre Einnahmen und Ihre regelmäßigen Ausgaben sind. Es gilt zu prüfen, ob Sie den Zahlungsverpflichtungen (die es zu bewerten gilt) regelmäßig nachkommen können. Es wird geprüft, ob die Differenz zwischen Ein- und Ausgaben gross genug ist, um die regelmäßigen Rückzahlungen der Kreditraten leisten zu können. Folgende Faktoren beeinflussen Ihre Bonität:

  • Einnahmen
  • Regelmässige Ausgaben (Miete, Lebensunterhalt, bestehende Kreditverpflichtungen)
  • Finanzielle Reserven und Grundbesitz
  • Sicherheit des Beschäftigungsverhältnisses
  • Arbeitsplatzwechselhäufigkeit
  • Alter, Familienstand, Beruf
  • Wohnort und Umzugshäufigkeit
  • Zahlungsverhalten bei früheren Krediten
  • Frühere Betreibungen oder Inkassomassnahmen

Was versteht man unter einer Bonitätsprüfung?

In vielen Bereichen wird die Bonität beim Abschluss eines Vertrages automatisch geprüft. Mit der Unterschrift unter den Vertrag willigt man vielfach der Einholung entsprechender Informationen und Referenzen zu. Dies trifft zum Beispiel zu, wenn man

  • eine Immobilie erwirbt,
  • ein Fahrzeug auf Raten kauft,
  • Bestellungen in einem Online-Shop auf Rechnung durchführt,
  • Ratenzahlung für Waren jeglicher Art beantragt und 
  • einen Handyvertrag abschliesst. 

Die Prüfung dient der Sicherheit des Kreditgebers oder Händlers. Wird eine positive Bonität ermittelt, können die Geschäfte durchgeführt werden. Ist die Bonität kritisch, können Händler vom Vertrag zurücktreten oder im Falle von Banken höhere Zinsen verlangen. Ist die Bonität negativ, sind keine Geschäfte dieser Art möglich. 

Wo wird die Bonität abgefragt?

Banken haben oft eigene Abteilungen, die sich mit der Ermittlung der Bonität ihrer Kunden beschäftigen. Händler bedienen sich in aller Regel der Zentralstelle für Kreditinformation (ZEK) und Betreibungsämtern. Hinzu kommen Auskunfteien, die in der Schweiz Angaben zur Bonität von Individuen und Firmen anbieten, wie z. B.:

  • CRIF
  • Intrum
  • Creditreform

Bei all diesen Institutionen laufen unzählige Daten zusammen, deren Sammlung Sie nicht zustimmen müssen. Selbstverständlich müssen sich aber diese Stellen an die strengen Gesetze des Schweizer Datenschutzes halten. Händler, die einen schwebenden Vertrag mit Ihnen haben, können ein berechtigtes Interesse vorweisen und erhalten Zugang zu den Daten bzw. den Auswertungen der Daten (ohne die Details zu erfahren). 

Eigenauskunft zur persönlichen Bonität

Sie können jederzeit die Einsicht in Ihre persönlichen Daten beantragen. Bei den folgenden Stellen ist dies kostenlos gegen Nachweis Ihrer Identität möglich. Oftmals kann die Anfrage online geschehen, die Daten werden jedoch aus Datenschutzgründen per Post an Sie verschickt:

Zentralstelle für Kreditinformation (ZEK)

Creditreform Schweiz

CRIF

Die eigene Bonität (Bonitätsindex) aktiv verbessern

In der Tat kann man grossen Einfluss auf den eigenen Bonitätsindex nehmen. Dabei ist das eigene Zahlungsverhalten ein wichtiges Kriterium. Die ZEK und die Auskunfteien haben detaillierte Informationen darüber, ob Sie Ihre Rechnungen pünktlich bezahlen oder nicht. Somit können Sie Ihren eigenen Bonitätsindex mit diesen Massnahmen positiv beeinflussen:

  • Achten Sie darauf, Ihre Rechnungen fristgerecht zu bezahlen.
  • Kommen Sie niemals mit Raten in Verzug. Sollte es einmal eng werden, suchen Sie das Gespräch mit der Bank oder dem Gläubiger und bitten Sie um Stundung. Dies wird nicht so negativ bewertet wie der Ausfall einer Ratenzahlung. 
  • Lassen Sie es keinesfalls zu Mahnungen oder gar dem Tätigwerden eines Inkassobüros kommen. Diese Dinge lassen sich nur schwierig datentechnisch wieder loswerden. 
  • Wenn alle Stricke reissen, wählen Sie den offiziellen Weg der Schuldenbereinigung, satt einfach den Kopf in den Sand zu stecken. 
  • Stellen Sie nicht mehrere Kreditanträge bei verschiedenen Banken gleichzeitig. Dies wirkt sich negativ auf Ihren Score aus. 
Bonität: Die Quintessenz
  • Unter der Bonität versteht man die Kreditwürdigkeit einer Person, eines Unternehmens, eines Staates oder Emittenten eines Wertpapiers.
  • Die Bonität wird durch viele Faktoren wie Alter, Vermögen und früheren Zahlungsverhalten beeinflusst.
  • Eine Eigenauskunft zum persönlichen Bonitätsindex ist jederzeit kostenlos möglich.
  • Bei einer schlechten Bonität muss man mit der Verweigerung eines Kredits, eines Ratenkaufs oder mit schlechteren Konditionen (höheren Zinsen) rechnen.
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Quellen

https://www.creditreform.ch/ihr-recht/selbstauskunft

https://www.zek.ch/de-ch/kredit-leasingnehmer/eintrage-zu-meiner-person

https://www.crif.ch/privatpersonen/selbstauskunft/

https://www.intrum.ch/de/losungen-fur-unternehmen/dienstleistungen/credit-information/

FAQ

Wo werden Informationen zur Bonität gespeichert?

In der Schweiz ist die Zentralstelle für Kreditinformation (ZEK) die Evidenzzentrale für Bonitätsinformationen aus Kreditgeschäften natürlicher und juristischer Personen. Hier werden positive und negative Meldungen über Kredit-, Leasing- und Kreditkarteninteressenten registriert.

Kann man eine Eigenauskunft seiner Bonität erhalten?

Ja, sowohl bei der ZEK, als auch bei der Creditreform Schweiz und der CRIF kann man kostenlos seine Bonität abfragen.

Kann man Falscheinträge zur Bonität löschen lassen?

Stellen Sie bei der Selbstauskunft bei der ZEK fest, dass falsche Daten bei Ihnen vermerkt sind, wenden Sie sich bitte an die Institution, von der dieser falsche Eintrag stammt. Hat etwa ein Möbelhaus gemeldet, dass Sie Ihre Raten nicht pünktlich zahlen, obwohl das Möbel schon längst abbezahlt ist, wenden Sie sich an das Möbelhaus und bitten dieses, eine Korrektur des Eintrags vorzunehmen.

Oliver S.
Oliver S. schreibt seit 15 Jahren über den Immobilienmarkt. Er ist auf Immobilien spezialisiert und betreibt seit 2012 einen professionellen Blog mit bislang über 1'000 Artikeln und etwa 1 Million Seitenaufrufen pro Jahr. Darüber hinaus hat er in den letzten Jahren 5 Bücher über Management und Führung veröffentlicht.